Der Ortsverband Frankfurt/Main

Mitte des Jahres 1952: Der Gründungserlass einer Bundesanstalt „Technisches Hilfswerk“ war kaum zwei Jahre alt, da entschloss sich Dipl.-Ing. Dauch auch in Frankfurt/M. einen Ortsverband (OV) ins Leben zu rufen. Erste Helfer (einige waren schon in der Vorgängerorganisation „Technische Nothilfe“ tätig) sind bald gefunden. Eine Scheune in Frankfurt/M.-Eckenheim, Engeltalerstr., 130 qm, dient als erste Unterkunft. Samstag und Sonntag trafen sich Gründungsmitglieder dieses OV, brachten ihr eigenes Werkzeug und Gerät mit, verzichteten auf Fahrgelderstattung und besaßen nicht einmal ein Einsatzfahrzeug. Ab und zu nur stellte der Landesverband (LV) Hessen einen Gerätekraftwagen zur Verfügung. Durch intensive Werbung in Berufsschulen, Vereinen um mit Vorträgen im Volksbildungsheim, bemühten sich die „alten Herren“ insbesondere um Nachwuchs.

Auf Grund solch intensiver Öffentlichkeitsarbeit wuchs der OV und musste bald, zwecks Bewältigung seiner Büroarbeiten, einen Sachbearbeiter, wenig später noch einen Gerätewart, zugleich auch Kraftfahrer einstellen. Die personelle Erweiterung der hauptamtlichen Kräfte wiederum bedingte ein eigenes Geschäftszimmer, das in der Aystettstraße im Hause des Landesverband eingerichtet wurde.

1955 erhielt der Wasserdienst sein damaliges Übungsgelände: Die alte Gernersche Werft in Frankfurt/M.-Niederrad. Vielerlei Einsätze verzeichnet die Chronik aus dieser Anfangszeit, verdeutlicht beispielhaft durch 1.888 Helferstunden im Jahr 1956.

Auf Grund von Helferwerbung speziell an der Berufsschule Frankfurt/M.-Höchst wurde ein Stadtteilstützpunkt im Höchster Charlottenbunker in Jahren 1957 bis 1962 für nötig befunden. Insgesamt verfügte der Ortsverband zu der Zeit über Katastrophen-, Bergungs-, Wassernot- und Fernmeldedienste bzw. Einsatzgruppen. Er übertraf damit alle Erwartungen, so dass eine Verlegung der Unterkunft dringend notwendig wurde. Erste Ansätze dazu bildete die Einrichtung des Geschäftszimmers in einem Bunker aus dem 2. Weltkrieg in der Germaniastrasse. Bald waren die vier verfügbaren Stockwerke dieses Gebäudes vom Ortsverband übernommen und das Provisorium in der Scheune hatte ein Ende.

Dank der größeren Räumlichkeiten entfalteten sich rege Aktivitäten: Theoretischer Unterricht, Übungs-, Film- und Bastelabende. Noch heute existieren einige der damals gebauten Modelle. Ferner wurden Kontakte zu Behörden wie der Deutschen Bundesbahn, dem Wasser- und Schifffahrtsamt und der Stadtverwaltung hergestellt. Schließlich knüpfte der Ortsverband auch zu anderen Vereinigungen wie dem Christlichen Verein Junger Männer (CVJM), dem Vespa-Club oder dem Bundesluftschutzverband Beziehungen an. Gewissermaßen „außerbetrieblich“ besuchten die Helfer verschiedene Firmen (im allgemeinen Sprachgebrauch Werksbesichtigungen genannt).

. . . Zwei Dinge aus den fünfziger Jahren sind noch erwähnenswert: Zum einen erschien in dieser Zeit – leider in nur wenigen Ausgaben – ein gedrucktes Mitteilungsblatt des OV: „ Der Frankfurter THW Helfer“. Zum anderen diente das THW als (durch Zeugen belegtes) Eheanbahnungsinstitut: Der damalige Student Heinz Perard lernte die Tochter des damaligen Sachbearbeiters im OV, Herr Romeyke, kennen und ehelichte sie.

Nach dieser Aufbauperiode folgte im nächsten Jahrzehnt eine Art Konsolidierungsphase. Lehrgänge an den THW-Schulen in Marienthal/Ahr und Hoya wurden besucht. Nach und nach bildete sich ein Stamm von aktiven, regelmäßig erscheinenden Helfer heraus. Weiterhin standen die sechziger Jahre im Zeichen des Aufbau eines Luftschutzhilfsdienst (LSHD). Dieser wurde in Frankfurt allerdings nicht als eigenständige Organisation errichtet. Im Fachdienst Bergung wurde er dem THW übertragen. Planziel war in Frankfurt/M. die Aufstellung dreier Bergungsbereitschaften. Aber wegen fehlender Unterstellmöglichkeiten für die Fahrzeuge existieren die Bereitschaften nur auf dem Papier.

Schließlich fand der dritte Umzug des OV statt (aus dem Bunker zum Gelände Stroofstr.). Fast behelfsmäßiger eingerichtet als im Bunker, blieb der OV dort von 1962 bis 1968. Die von Allen ersehnte Wende brachte der – vorläufig (hoffentlich!) – letzte Umzug in die Tilsiter Straße. Etwas später (die freundliche Überlassung einer Fahrzeughalle durch die Farbwerke Höchst AG war Voraussetzung) konnte ein kompletter Bergungszug mit Gerätekraftwagen (GKW), Funkkommandowagen (Fukow) sowie zwei Mannschaftskraftwagen (MKW) vom OV übernommen werden. Die Verfügbarkeit dieser Fahrzeuge gab allen Helfern den ersehnten Auf- sowie Antrieb und trug entscheidend bei, neue Helfer zu gewinnen. Bewährungsprobe für den regenerierten OV bildete die Hochwasserkatastrophe des Frühjahrs 1970 in Frankfurt.

01.03.1972. Das Gesetz über den „Erweiterten Katastrophenschutz“ (KatSG) wird ergänzt durch die Einordnung des LSHD in den allgemeinen Katastrophenschutz bzw. die bestehenden Hilfsorganisationen. Ende des gleichen Jahres folgten Verwaltungsvorschriften (Organisation, Ausstattung, Ausbildung und Kosten). Für das THW Frankfurt bedeutete das: Festlegung eines realistischen Aufstellungssolls. Im Einzelnen: 4 Bergungszüge (darunter einer mit Spezialauftrag Retten aus Wassernot) ein Instandsetzungs- und ein Fernmeldezug (Abschnitt). Die genannten Normen hatte der OV nahezu erreicht und verfügte außerdem noch über einen Versorgungszug sowie einen Lotsen- und Erkundungstrupp.

Die Unterkunft war nunmehr fertig und stellt alles bisher Dagewesene in den Schatten. Es lag jetzt an den Helfern, durch eine verstärkte, gründliche Ausbildung im Bereich der Bergungs- und technischen Hilfeleistung voll einsatzbereit zu sein. Nicht zuletzt ermöglicht die Alarmierung über Funk – entsprechende Voraussetzungen seitens der Frankfurter Berufsfeuerwehr waren gegeben – eine schnelle Einsatzbereitschaft, welche in Unglücks- und Katastrophenfällen verbunden mit fundierter Ausbildung optimale Hilfsbereitschaft des THW Ortsverband Frankfurt/M. gewährleistet.

Im Spätsommer 1973 begann der Umbau an der Unterkunft in der Tilsiter Straße 6. Bis zum Jahresende wurden als Vorbereitung diverse Mauerdurchbrüche und Demontagen der verschiedensten Installationsanlagen von Helfern ausgeführt. Die restlichen Arbeiten übernahmen dann Fachfirmen. Anfang 1974 war es soweit, die Räume konnten gemäß den Vorstellungen des Ortsverbandes hergerichtet werden. Hierbei arbeiteten gleichfalls die Helfer in einer Vielzahl von freiwilligen Stunden tatkräftig mit. So erstellten sie zum großen Teil die Wasser-, Elektro und Fernmeldeinstallationen. Im Verhältnis zu der beinahe als luxuriös zu bezeichnenden Ausstattung fielen die Gesamtkosten des Umbaus mit 95.000,- DM vergleichsweise gering aus.

Ebenso halfen die Angehörigen dieses Ortsverbandes bei den Vorbereitungen zum Bau der 20 Einsatzfahrzeuge sowie diverse Anhänger fassenden Kraftfahrzeughalle mit. Sie räumten das Gelände von Wellblechgaragen frei bzw. versetzten einen Teil derselben. Sie beseitigen zahlreiche Fundamente der früheren Kasernenanlage und planierten das Terrain baureif. Die gesamte Baumaßnahme KFZ-Halle, die so dann in Fertigbauweise erstellt wurde, kam daher dem Steuerzahler nur auf knapp 500.000 Deutsche Mark.

Interessant dürfte in diesem Zusammenhang die Zahl der geleisteten Helferstunden sein:

1973: 1.491
1974: 1.788
1975: etwa 500

Einen letzten – nicht ganz unerheblichen – Posten bilden die durch Spenden beschafften Einrichtungs- und Ausstattungsgegenstände: Eine Durchsage-Anlage mit Lautsprechern in jedem Raum sowie die Ausstattung der Funk- und Fernmeldezentrale. Marktwert: ca. DM 6.000,-. Eine vorbildliche ausgestattete Großküche mit Herd, Boiler, Spüle, Warmhalteschrank, diversen weiteren Schränken, Geschirr für 200 Personen und vieles mehr. Neupreis: Nicht unter 15.000,- DM. Erwähnenswert wäre noch, dass Firmen Mobiliar für den Kantinen- und „Feierabendraum“ leihweise zur Verfügung stellten.

Vergleicht man einmal die Kosten von Spenden und der Helferstunden (mit DM 12,-/Std. veranschlagt) mit den übrigen Kosten, so gelangt man zu dem Ergebnis, dass der Ortsverband Frankfurt/M. etwa 10% an Eigenleistung für seine neue Unterkunft + Fahrzeughalle aufgebracht hat.

Weiterhin ist zu vermelden, dass die Baumaßnahmen pünktlich fertig gestellt wurden und die veranschlagten finanziellen Bundesmittel ausgereicht haben.

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